Die Anfänge
Auf dieser Seite möchte der Musikverein Oftersheim e.V. auf seine Vereinsgeschichte zurückschauen. Sie begann in einer bewegten Zeit, bevor das deutsche Volk zwei Weltkriege erleben und durchstehen musste. Zu jener Zeit fanden sich junge Männer, die eines zum Ziel hatten: gemeinsames Musizieren.
Die Gründer dieses „neuen Vereins“ im Jahre 1906 waren:
Jakob Braun, Johann Braun, Jakob Frei, Gottlieb Langlotz, Johann Kehder, Jean Meinhardt, Georg Mergenthaler, Franz Rauchholz, Fritz Rauchholz, Karl Schäfer, Jakob Seitz, Karl Stoll, Johann-Georg Weber, Karl Ziegler und Heinrich Zimmermann.
Instrumente wurden angeschafft und die Hauptaufgabe war die Pflege und Förderung der Volksmusik unter der musikalischen Leitung von Jean Meinhardt.
Der Verein in der Kriegs- und Nachkriegszeit
Der 1. Weltkrieg 1914/18 ließ die Vereinstätigkeit ruhen, da die Mehrzahl der Musiker zum Wehrdienst einrücken musste. Nach dem Krieg fand man sich wieder zusammen. Als 1. Vorstand wählten die Mitglieder 1921 Johann Braun. Das bereits vor dem 1. Weltkrieg ins Leben gerufene Waldfest am Pfingstmontag war ursprünglich mit einer Probe im Freien verbunden. Vom Frühschoppenkonzert entwickelte sich das heute weit über die Grenzen von Oftersheim bekannte traditionelle Waldfest an beiden Pfingstfeiertagen. Immer mehr Einwohner schlossen sich zu jener Zeit dem Musikverein als passive oder aktive Mitglieder an und gaben so den für einen Verein erforderlichen Rückhalt. Jetzt war es auch möglich, die immer notwendiger gewordenen Instrumente und das erforderliche Notenmaterial nach und nach anzuschaffen.
Mit dem Ausscheiden von Dirigent Meinhardt übernahm 1921 Kapellmeister Helmling den Dirigentenstab und als dessen Rücktritt erfolgte, war die Kapellenführung verwaist. Diese Zeit dauerte jedoch nicht lange. Die Herren Luther, Schmider, Andreas und Singer übernahmen das Amt. Im Jahr 1929 wurde Oskar Lange aus Mannheim als Kapellmeister verpflichtet und ein steiler Aufstieg der Oftersheimer Musikkapelle begann. In den folgenden Jahren konnte der Musikverein bei Auftritten in der Öffentlichkeit und bei Wertungsspielen große Erfolge verzeichnen. Die Zusammenarbeit mit den Nachbarvereinen wurde gepflegt und weiter ausgebaut. Weit bekannt und überall beliebt waren sie, die Oftersheimer Musiker. Aus diesem Anlass wurden 1931 die ersten 25 Jahre Musikverein auch gebührend gefeiert.
Nach über 17jähriger Tätigkeit als Vorstand gab Johann Braun sein Amt 1939 an Hugo Richard ab, der dieses bis 1945 ausübte. Bis zu seiner Einberufung 1940 leitete Kapellmeister Oskar Lange die Kapelle. In der nachfolgenden schwierigen Zeit wurde die Vereinstätigkeit eingestellt und der Zusammenbruch im Jahr 1945 legte das Vereinsleben vollkommen lahm. Nach und nach kehrten die aktiven Musiker in die Heimat zurück und die Liebe und Treue zur Blasmusik ließ im Jahr 1946 das Vereinsleben wieder aufblühen.
Franz Rauchholz löste im Jahr 1946 den bisherigen Vorstand Hugo Richard ab. Insbesondere den Musikkameraden Franz Rauchholz, Leopold Münkel und Hans Braun ist es zu verdanken, dass durch wiederholte Eingaben bei der Militärbehörde die Genehmigung zum Musizieren erteilt wurde. Unter der Leitung des neuen Dirigenten Karl Mergenthaler wurden ab 1948 wieder Proben abgehalten, man ließ Freundschaften zu benachbarten Musikvereinen neu aufleben und auch das Waldfest wurde wieder abgehalten. Auch das Wort „Geselligkeit im Verein“ wurde in dieser Zeit großgeschrieben. Unter der vorzüglichen Leitung und der musikalischen Begabung des Dirigenten sowie dem unermüdlichen Fleiß der Musiker erreichte die Kapelle bald wieder den Stand, den sie vor Ausbruch des 2. Weltkrieges hatte. Tagesbeste- und Dirigentenpreise bei Wertungsspielen waren der Lohn. An vielen Vereinsfesten und Jubiläen war man gefragt und man musste sich nun den Hauptaufgaben stellen: Ausbildung von Musikernachwuchs, Anschaffung einer einheitlichen Uniform für die Kapelle und Beschaffung von Musikinstrumenten. Dank der Aufgeschlossenheit der Vorstandschaft und des damaligen Geschäftsführers Leopold Münkel konnten diese Aufgaben verwirklicht werden.
Die 50er und 60er Jahre
In der Zeit von 1948 bis 1951 übernahm Alois Pister die Vereinsführung, der von Albert Hauck abgelöst wurde. Zusammen mit Dirigent Mergenthaler hatte der Verein ein sehr erfolgreiches Team. Nicht unerwähnt bleiben darf im Zusammenhang mit dem Musikverein Oftersheim der Name „Bezirk Kurpfalz im Deutschen Volksmusikverbund“. Dieser Bezirk wurde im Jahr 1951 ins Leben gerufen mit dem Ziel, einen Zusammenschluss der Musikvereine auf regionaler Ebene zu erreichen. Die Hauptversammlung im Jahre 1952 fand in Oftersheim statt. Dem Bezirk gehörten damals bereits 11 Vereine als Mitglieder an. Bei den durchgeführten Wahlen wurden Heinrich Lang als Schriftführer und Karl Mergenthaler als Bezirksdirigent gewählt. Eng verbunden mit dem damaligen „Bezirk Kurpfalz“ ist auch der Name Albert Hauck, der bis zum Jahre 1971 Vorstand des Musikvereins und neben dem 1. Vorsitzenden des Bezirks Kurpfalz, Paul Meisenhölder aus Schwetzingen, als dessen Stellvertreter 10 Jahre lang tätig war. Das erste Bezirksmusikfest fand 1956 in Oftersheim statt. Anlass war das 50-jährige Bestehen des Musikvereins. Die Vorstandschaft machte sich die Arbeit nicht leicht und stellte ein stolzes Programm zusammen. Fest- und Bezirksdirigent Karl Mergenthaler konnte der Bevölkerung aus Nah und Fern eine bravouröse 30-Mann starke Kapelle präsentieren.
Nach diesem Jubiläum trennten sich einige Aktiven von der Kapelle, standen jedoch weiterhin mit Rat und Tat der Vorstandschaft zur Seite. Karl Mergenthaler war es dann wieder, der Mitte der 50er Jahre eine größere Gruppe junger Menschen ausbildete. Das Leistungsniveau der Kapelle stieg und mit dem Bau der Kurpfalzhalle wurde von der Gemeinde die Möglichkeit geschaffen, Feste und Veranstaltungen durchzuführen, von denen auch der Musikverein profitierte. Die durchgeführten Konzerte und Veranstaltungen des Vereins waren eindrucksvolle Erlebnisse. Besonders hervorheben muss man an dieser Stelle den Maskenball des Musikvereins. Dieser Ball war eine der bestbesuchten Veranstaltungen, bis die Besucherzahlen immer mehr nachließen und er schließlich nicht mehr durchgeführt wurde.
Die 70er und 80er Jahre
Im Jahr 1971 wurde Karl Weber zum neuen Vorsitzenden des Musikvereins gewählt. Für ihn stand nun eine, wie sich später zeigte, harte Zeit bevor. Der allseits beliebte Dirigent Karl Mergenthaler nahm das Herbstkonzert im November 1978 zum Anlass, den Dirigentenstab seinem Nachfolger Georg Wacker zu übergeben. Zahlreich waren die Dankesbezeugungen für seine über 30jährige Tätigkeit als Dirigent. Für die Vorstandschaft war es eine Selbstverständlichkeit, Karl Mergenthaler bei seiner Verabschiedung zum Ehrendirigenten zu ernennen. Nach dem Ausscheiden von Karl Mergenthaler wurde es ruhig um den Oftersheimer Verein. Die üblichen Besuche bei befreundeten Kapellen und Vereinen wurden absolviert, doch die musikalische Entwicklung hatte einen Stillstand erreicht. Bald trennte man sich von Georg Wacker und die Amtszeit seiner Nachfolgerin, Frau Volk, war ebenfalls nicht von Dauer.
Im Januar 1981 übernahm Heini Gimbel den Dirigentenposten. Bereits nach kurzer Zeit zeigten sich die ersten Früchte seiner Arbeit: das musikalische Niveau stieg wieder deutlich an und der Gedanke, sich wieder um Nachwuchs zu kümmern, war geboren. Im selben Jahr wurde auch das 75-jährige Bestehen des Musikvereins ausgiebig gefeiert. Dieses Jubiläum kam einem Neuanfang in der Geschichte der Kapelle gleich.
Bereits 1982 wurde mit bis zu 30 Kindern eine Jugendkapelle aufgebaut. Unter der Führung von Jugendleiter Hermann Geiß erreichte man beachtliche Erfolge. Bei der Seniorenweihnachtsfeier in der Kurpfalzhalle sowie beim Herbstkonzert, welches immer mehr Bedeutung in der Gemeinde gewann, waren die Jugendlichen vertreten. In diese Zeit fallen auch die Aktivitäten unseres späteren 1.Vorsitzenden Herbert Geiß, der die Voraussetzungen für eine zeitgemäße Vereinsführung schaffte und durch sein Engagement den Verein zu einem positiven Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit verhelfen konnte. Auch dank der Unterstützung durch die Gemeindeverwaltung wurden Erfolge auf Vereinsebene erzielt, deren Verwirklichung sonst nicht möglich gewesen wäre.
Im Lauf der Zeit brachte das Waldfest immer größere finanzielle Erfolge und beim Herbstkonzert in der Kurpfalzhalle hatte man Mitte der 80er Jahre regelmäßig einen ausverkauften Saal. Im Jahr 1989 legte Hermann Geiß sein Amt als Jugendleiter nieder. Rolf Ackermann wurde als neuer Jugenddirigent verpflichtet. Doch das Erwachsenwerden der Jugend und fehlender Nachwuchs bewirkten - trotz allen Bemühens - ein baldiges Ende der Jugendkapelle. 1991 trat Karl Weber nach 20jähriger Vorstandstätigkeit zurück. Er hatte durch seine unermüdliche Einsatzbereitschaft das Vereinsschiff vorbildlich gesteuert. Lob und Anerkennung durfte Karl Weber von seinem Nachfolger Herbert Geiß entgegennehmen. Außerdem wurden seine Verdienste von der Gemeinde und dem Kreisverband der Blas- und Volksmusiker Rhein-Neckar e.V. gewürdigt. Ein Stück Vereinsgeschichte wurde von ihm geprägt.
Auf dem Weg ins neue Jahrtausend
Seit 1991 pflegt man Kontakte zur Partnergemeinde Weinböhla, zuletzt im Jahr 2000 zur dortigen 600-Jahr-Feier. Das 90jährige Jubiläum wurde 1996 mit einem Festakt im Rose-Saal sowie einer Ausstellung über 90 Jahre Musikvereins-Geschichte gefeiert. 1997 übergab Heini Gimbel nach sehr erfolgreichem Wirken den Dirigentenstab an Karlheinz Greulich. Die allgemeine Vereinsentwicklung wie mangelnder Probenbesuch und fehlender Nachwuchs machte auch vor den Toren des Musikvereins keinen Halt. Trotz intensiver Werbearbeit konnten weder Aktive noch Jugendliche gewonnen werden. Unter diesem Aspekt entschloss man sich auch, die in der Kurpfalzhalle mit großem Zuspruch seitens der Bevölkerung durchgeführten Konzerte vorerst nicht mehr weiterzuführen.
Otto Zwecker übernahm 2002 für kurze Zeit die Stabsführung. Ludwig Bansbach wurde sein Nachfolger. Er hatte den Mut auch mit kleiner Besetzung öffentliche Auftritte zu meistern. Im Jahr 2003 gab Herbert Geiß nach über 35jähriger Mitwirkung in der Vorstandschaft, davon allein 10 Jahre als 1. Vorstand, sein Amt ab, stand aber als Schriftführer dem Verein weiterhin zur Seite. Seine Erfahrungen aus der langjährigen Tätigkeit als Beisitzer und zuletzt als 2.Vorsitzender im Blasmusikverband Rhein-Neckar e.V. waren für den Verein wertvoll.
Das 100. Jubiläum
Hedwig Gutzki übernahm 2003 den Vorsitz des Vereins. Ihr Schwerpunkt lag zum Einen auf der Jugendarbeit und so konnte 2004 nach intensiven Werbeaktionen wieder eine Jugendkapelle unter der Leitung der Vereinsmitglieder Dennis Gutzki und Erik König gegründet werden, die sich selbst den Namen „Marsch Mellows“ gab und bei vielen Veranstaltungen angefragt wurde. Im Jubiläumsjahr 2006 waren wieder 40 Kinder in Ausbildung. In diesem Jahr wurde auch Valentin Demeshko als Jugenddirigent verpflichtet und nach Ludwig Bansbachs krankheitsbedingtem Ausscheiden und nachdem sein Nachfolger Norbert Voll seine Probezeit nicht verlängerte, übernahm er auch das Gesamtorchester.
Neben dem Wiederaufbau der Jugendkapelle wurde Wert darauf gelegt, dass die Jugendlichen die D-Lehrgänge des Blasmusikverbandes besuchen. Auch die „musikalische Spielstunde“ für Kinder im Krippen- und Kindergarten ins Leben gerufen und bei der Ü-50-Aktion fanden 2007 und 2008 auch viele jung Gebliebene zurück oder auch zum ersten Mal an ein Instrument. Hedwig Gutzki selbst wagte sich im Zuge dieser Aktion auch an ein Instrument heran und konnte 3 Jahre später mit ihrem Saxophon in das Gesamtorchester einsteigen.
Bei vielen Veranstaltungen im Ort war der Verein präsent, beispielsweise beim Kinder- und Jugendtag, beim Sommerferienprogramm der Gemeinde, und auch am Waldfest bekam die Jugend ein eigenes Zelt für Spiele, Kinderschminken und Crepes.
Hedwig Gutzkis zweiter Schwerpunkt war die Weiterentwicklung des Vereins, zunächst einmal in finanzieller Hinsicht, da der Verein bei Ihrem Einstieg keinerlei Polster hatte. Dabei stand ihr die Kassiererin Annemie Jacobs tatkräftig zur Seite und gemeinsam konnten sie das Vereinsschiff wieder in ruhigere Gewässer fahren.
2010 bis heute
Im Jahr 2010 übernahm Csaba Asboth die Jugendkapelle und konnte ihren Leistungsstand soweit steigern, dass sie auch Teile der wieder stattfindenden Konzerte übernahmen. 2012 wurde Andreas Schnell neuer Dirigent des Hauptorchesters und gemeinsam mit den Instrumentallehrern verbreiteten sie ihre Freude an der Musik auch in verschiedenen Jugendwerbeaktionen.
Nach zwei verregneten Waldfesten wurde 2013 das Kartoffelfest ins Leben gerufen, das sehr gut angenommen wurde und mittlerweile ein fester Bestandteil im Vereinsleben der Gemeinde ist. Erik König übernahm 2015 zum zweiten Mal den Taktstock bei den „Marsch-Mellows“ und initiierte mit ihnen 2019 ein Kinderkonzert, das sehr großen Anklang bei den unzähligen kleinen und großen Besuchern fand. 2019 wurde auch das 70. Jubiläums des Waldfestes gefeiert, unter anderem mit einem Sternenmarsch mit befreundeten Kapellen unter Federführung des engagierten Kapellensprechers und Geschäftsführers Helmut Klee.
2020 war eigentlich ein Konzert geplant, bei dem die Jugendkapelle Marschmellows mit dem Hauptorchester gemeinsam als große Runde musizieren wollte, doch kurz davor wurde das öffentliche Leben und vor allem auch alle Vereinsaktivitäten durch die Ausbreitung des Corona-Virus von heute auf morgen so gut wie lahmgelegt. In dieser Zeit konnten quasi nur die sogenannten „Balkonkonzerte“ einzelner Musiker stattfinden, keine Proben, keine Auftritte und vor allem keine Feste, wodurch auch die regelmäßigen Einnahmen wegfielen.
Glücklicherweise blieben die meisten Musiker ihrem Verein treu, sodass der Musikverein im Jahr 2022 unter neuem Vorsitz von Torsten Koloska und bewährten Dirigat von Andreas Schnell wieder eine bunte Mischung an Melodien für alle Generationen präsentieren kann.
Aktuell befindet sich eine neue Jugendkappelle im Aufbau und wir freuen uns über jede und jeden, der zu uns stößt, auch wenn noch keine musikalischen Vorerfahrungen vorhanden sind.
Beim Blick über die Jahrzehnte bleibt der Wunsch, dass der Musikverein Oftersheim immer wieder Musikerinnen und Musiker insbesondere aus der Jugend findet, die den musikalischen Geist auch für die nächsten Jahrzehnte weiter tragen, denn:
"Zu welchem Zweck ward uns Musik gegeben? Ist’s nicht, des Menschen Seele zu erfrischen nach ernstem Studium und der Arbeit Müh’?" (Shakespeare)
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